Basics

Das Selbstverständnis der Besuchsarbeit

Warum wir tun was wir tun

Bei der Besuchsarbeit der Kirchengemeinden treffen sich Menschen, die sich vielleicht auf der Straße nicht ansprechen würden – und sie kommen ins Gespräch und lernen voneinander. Oft sind beide Seiten überrascht von Freude über die unerwartete Begegnung mit dem „Fremden“. In der Regel ist es ein Anlass, der sie zusammenbringt: ein Geburtstagsbesuch; Gemeindebrief überreichen; Begrüßung eines Neuzugezogenen; der Kondolenzbesuch; die Taufe eines Kindes oder einfache Nachbarschaftshilfe.

Wie wir besuchen

Die persönlichen Begegnungen schaffen Brücken innerhalb der Gemeinde. Vorurteile werden gesenkt, die Besuchenden und Besuchten gewinnen an Selbstbewusstsein, und in akuten Fällen kann unbürokratisch Hilfe vermittelt werden. Meist gibt der Besuch aus der Kirchengemeinde den Impuls, längst abgelegte persönliche Themen oder die Sinnfrage wieder an sich heranzulassen und gute Gespräche ermöglichen so manches Mal den ersehnten Neuanfang mit Gott.

Was wir den Besuchenden an Rüstzeug mitgeben

weil deren Mitglieder sich gut aufgehoben fühlen. Insofern macht Besuchsdienst Gemeinden nach innen und außen hin stark: Die diakonischen und psychosozialen Unterstützungssysteme tragen durch Krisen hindurch und festigen den Zusammenhalt innerhalb der Gemeinde. Das wiederum macht Gemeinden attraktiv für Außenstehende und erleichtert ihnen das Kennenlernen oder Bleiben in der Kirche.

Wie Sie mitmachen können

Seinen Ursprung hat Besuchsdienstarbeit in dem Auftrag der Kirche, zu den Menschen hin unterwegs zu sein. So, wie sich Gott aufgemacht hat und uns sein Vorbild in der Vor- und Nachbereitung der Gespräche, die die Besuchenden durchführen. Unser Team von Fachberater*innen unterstützt Sie mit Fortbildungsangeboten, Beratungen und Inhouse-Schulungen für Ehrenamtliche. Fragen Sie uns – wir sind für Sie da!

Netzwerk-Treffen

Seit 2018 findet zweimal jährlich ein Online-Netzwerktreffen für Menschen mit Leitungsverantwortung im Besuchsdienst statt. Wenn Sie Interesse an Ideenaustausch und kollegialer Beratung haben oder sich einfach vernetzen wollen, schreiben Sie uns gern.

Hintergrund

Seit 2013 kooperieren die beiden Schwesternkirchen EKiR und EKvW mit dem Thema Besuchsarbeit. Gemeinsam arbeiten wir konzeptionell und strategisch rund um das Thema der aufsuchenden Gemeindearbeit, veranstalten Tagungen, veröffentlichen Publikationen, erstellen Umfragen und bieten Beratung an. Mehr dazu finden Sie in unserem Selbstverständnis.

Schnelle Hilfestellungen für (fast) jede Situation

Wir haben für Sie die Ecksteine gelingender Besuchsarbeit zusammengefasst. Die Stichworte und Grundlagen dazu finden Sie unten in der Übersicht.

Und so funktioniert’s: Klicken Sie ein Thema an; sogleich fächert sich ein kurzer Text zum Lesen oder Herunterladen auf.

„... und Ihr habt mich besucht.“ (Mt 25,36)

Ideen – Orientierungen – Schritte zur Verwirklichung einer Vision

Die Broschüre gibt zahlreiche Hinweise für die Arbeit von Besuchsdiensten und enthält Anregungen für Ihre Gemeinde. Die Broschüre, in Kooperation der Beauftragten für Besuchsdienst der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, der Evangelisch-Lutherischen Kirche Hannovers und des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises Mecklenburg entwickelt, zeigt, wie wichtig und segensreich diese Arbeit in ganz verschiedenen Kontexten ist.

Hier geht’s zum Download.

7 Thesen zur kirchlich-geistlichen Dimension im Besuchsdienst

Peter Krogull, Pfarrer für Seelsorgefortbildung und -entwicklung im Evangelischen Kirchenkreis Düsseldorf

1. Sobald man als Mitarbeiter*in einer Kirchengemeinde oder einer christlichen Institution im Einsatz ist, spielt der kirchlich-geistliche Kontext explizit oder implizit eine Rolle.

2. Deshalb ist es wichtig, dass man diese kirchlich-geistliche Dimension seines Ehrenamtes für sich reflektiert hat und seine eigene Haltung zu den damit verbundenen Themen (Gemeinde, Kirche, Glaube, Gott…) bedacht hat.

3. „Kluge Kirchlichkeit“ im Besuchsdienst zeigt sich in einer kritisch-loyalen Grundhaltung.

4. Ich muss gegenüber meinem Gesprächspartner nicht sofort eine verteidigende Haltung einnehmen, wenn kritische Töne gegenüber Gott, Glaube und Gemeinde angeschlagen werden. Erstmal will ich seine Kritik besser verstehen.

5. Die Loyalität gegenüber dem kirchlichen Kontext zeigt sich darin, dass ich bei aller richtigen Kritik am Christentum immer auch noch gute Aspekte anführen kann, die mich zu meinem kirchlichen Ehrenamt motivieren.

6. In der kirchlich-geistlichen Dimension des Besuchsdienstes stecken große, spirituelle Chancen: Ich muss nicht, aber ich kann z.B. die Bibel ins Gespräch bringen, wenn mir dies angemessen und „dran“ erscheint.

7. Damit ich meine eigenen geistlichen Ressourcen in Gesprächen nutze kann, muss ich an diesen arbeiten, z.B. indem ich die Sprachfähigkeit meines Glaubens weiterentwickle oder aber auch meine „Ritualkompetenz“ bei Gebeten oder beim Segnen.

Ausrichtungen von Besuchsarbeit in der Kirchengemeinde

Besuchsdienste haben unterschiedliche Ziele und Wirkungen, die je nach Gewichtung mal gemeinschaftsfördernde, seelsorgliche, diakonische oder missionarische Aspekte hervorheben. Für die Leiter:innen in Gemeinde und Besuchsdienst-Teams empfiehlt es sich, die Ausrichtung konzeptionell und strukturell vorzudenken.

Diakonie:
Ein Besuchsdienst, der sich diakonisch versteht, zielt darauf, Kontaktmangel und andere Nöte der Menschen in der Gemeinde zu lindern. Deshalb werden überwiegend einsame, verlassene, kranke Menschen besucht. Sie bekommen damit Anteil an der Gemeinschaft der Kirchengemeinde und des Stadtteils. Wo sich noch mehr Nöte auftun, kann in Absprache die Diakoniestation schnell unterstützend eingreifen. Es bieten sich aber auch noch andere konzeptionelle Themenfelder:

Seelsorge:
Der seelsorglichen Dimension kommt eine zentrale Stellung bei der Besuchstätigkeit zu: Seelsorge prägt die Begegnung bei jedem Besuch, d. h. die besuchte Person bekommt volle Aufmerksamkeit und Zeit zu reden.
Im Mittelpunkt des (seelsorglichen) Besuches steht die besuchte Person mit ihren Themen. Ihr gilt die ganze Zuwendung im Gespräch durch verstehendes Hören, Wertschätzung und Aufmerksamkeit. Seelsorge ist die Grundhaltung mit der alle anderen Dimensionen der Besuchsarbeit wahrgenommen werden sollten.

Mission:
… ist Urgrund der Kirche. Gerade wenn Menschen im Auftrag der Kirchengemeinde einen Besuch machen, kommt das Gespräch von allein auf die existenziellen Fragen des Glaubens im Leben der Besuchten. Diese Fragen gilt es zu würdigen, zu achten und für sie sprachfähig zu sein. Es ist einfach, über den Grund des christlichen Glaubens ohne übergriffig zu werden, wenn die seelsorgliche Aufmerksamkeit im Vordergrund steht. Bei „kirchlichen“ Besuchsdiensten geht es darum Glauben zu teilen, also im Sinne des gegenseitigen respektvollen „zeigen, was man liebt“ (Fulbert Steffensky) und glaubt. Gemeindeleitungen sollten die Sprachfähigkeit im Glauben unter den Mitarbeiter:innen fördern; z. B. mit Gesprächskreisen, bei Teamtreffen und /oder mit Glaubenskursen. Denn das macht den Unterschied zu anderen „Playern“ der sozialen Besuchsdienste aus und dienst gleichzeitig der Mitarbeiterstärkung.

Gemeindeentwicklung:
Besuchsdienst-Mitarbeiter:innen kennen ihr Stadtteil ziemlich gut. Ihr Dienst wirkt sich positiv auf die Beziehungsstruktur innerhalb der Kirchengemeinde und im Stadtteil aus
Durch die Kontaktarbeit lernen Besuchsdienst-Mitarbeiter:innen die Bedürfnisse und Wünsche der Menschen am Ort kennen und verstehen. Aber wohin mit dem Wissen? Sofern sie über die Teamleitung in einem guten Austausch mit der Gemeindeleitung bleiben (natürlich anonymisiert und verallgemeinert), kann dieser Dialog die Gemeindearbeit nachhaltig beeinflussen und positiv verändern.
Kurz: Besuchsarbeit kennt die aktuellen Bedarfe der Menschen im Quartier und hilft daran zu arbeiten.

Das Stufenmodell „Besuchsdiensttreppe“ von Helene Eißen-Daub (Hannover) zeigt, wie Besuchsarbeit aufgebaut wird und anhand derer sie sich immer wieder auf ihre Wirksamkeit überprüfen lässt.

 

Das Team

Besuchsarbeit ist Teamarbeit. Das heißt: ehrenamtlich engagierte Menschen kommen zusammen, damit sie für ihre Aufgabe gut vorbereitet und in Krisenunterstützt werden. Wie für jede ehrenamtliche Tätigkeit braucht es dazu klare Rahmenbedingungen und regelmäßige Treffen. Bei jedem Treffen sollten Sie folgende Elemente einplanen: Austausch über Erlebtes, Gesprächsübungen, geistliche Rituale und Wertschätzung im Umgang.
In der PDF finden sie noch mehr Hilfreiches für Ihre Teamtreffen mit der Besuchsdienstgruppe.

Besuchsarbeit neu denken und gestalten

Die Frage lautet also: Wie kann Besuchsarbeit neu gedacht und gestaltet werden? Wie kann mit Kreativität, einem zeitlich überschaubaren Aufgabenfeld und guten Rahmenbedingungen für Ehrenamtliche dieser zentrale Arbeitsbereich kirchlichen Handelns belebt und wertgeschätzt werden? Und wie können wir mit allen Beteiligten gemeinsam „Unterwegs zu Menschen“ sein?

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„Du gibst meiner Seele große Kraft.“

PS 138,3

Lachen und Weinen, höchstes Glück und tiefe Trauer, Freude, Angst, Schuld und Verzweiflung, Alltag und Festtage, die Frage nach Sinn und nach Gott: Alle Lebenswege kennen Höhen und Tiefen. Unterschiedliche Lebensphasen und Lebenssituationen bringen verschiedene Hoffnungen, Gefühle, Fragen und Sorgen mit sich.

Seelsorge ermutigt, stärkt, tröstet, begleitet und hilft, das Leben zu bewältigen, Probleme zu lösen und Unabänderliches auszuhalten . Sie bietet Hilfe und Begleitung in Lebens- und Glaubensfragen.

Näheres zum RThema „Seelsorge“ in der Perspektivschrift der 75. Landessynode der Ev. Kirche im Rheinland „Seelsorge ist da!“ Pdf download

Ein Grundlagenpapier des

„Netzwerks Besuchsdienst-/Kontaktarbeit“

Brauchen Sie Material für die theologische Reflexion und Entwicklung einer Konzeption? Das Grundlagenpapier der EKD-Fachkonferenz für Besuchsdienste Vorlage könnte Ihnen dabei weiterhelfen. Klicken Sie einfach auf das Bild.

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