„Guten Tag, ich komme von Ihrer Kirchengemeinde und …….“
„Danke, ich brauche nichts!!!!“ – Die Tür fällt zu.

Wie schade! Die Person hinter der Tür weiß ja gar nicht, was sie soeben verpasst hat: die herzlichen Glückwünsche oder Grüße der Gemeinde, liebe Worte, ein Gesprächsangebot, eine aufmerksame Zuhörerin oder einen Zuhörer, eine Chance, etwas loszuwerden, was man schon immer mal jemandem sagen wollte, ein Lächeln, einen guten Segen zum Abschied.

Toll, was Leute, die sich auf den Weg machen um andere zu besuchen, alles können!
Sie schenken Zeit und Ohr, sie sind emphatisch und optimistisch. Sie werten nicht. Sie erzählen nichts weiter. Sie erlauben dem anderen so zu sein, wie er oder sie ist.
Ich kann es nur noch einmal sagen: toll! Und herzlichen Dank für euren wertvollen Dienst!

Und doch, es gibt die Menschen, die das Geschenk unseres Besuches gar nicht haben wollen. Die uns die Tür vor der Nase wieder zumachen. Was tun?
Natürlich macht das traurig. Und man ist enttäuscht. Verunsichert. Vielleicht auch sogar böse mit dem, der die Tür zu gemacht hat.

Ich denke in so einer Situation immer daran, was Jesus seinen Freunden riet (nach Matthäus 10,14): ‚Wenn sie euch nicht aufnehmen, dann geht weiter und schüttelt den Staub von neuen Füßen!‘
Abschütteln. Das ist mir zu einem hilfreichen kleinen Ritual geworden, nach einer Abfuhr an der Haustüre: das kurze über die Hosenbeine streichen und wieder aufrichten.
Was ich nämlich auf keinen Fall mitnehmen möchte sind Ärger und Enttäuschung, die mir meinen Tag oder gar meine Arbeit vermiesen. Das streife ich direkt ab, hebe den Kopf und gehe weiter.

Meine Haltung ist: Ich habe ein Angebot gemacht, das wirklich gut war! Vielleicht aber – ähnlich wie zu große oder zu kleine Schuhe- hat es meinem Gegenüber in diesem Moment einfach nicht gepasst. Und er oder sie darf dieses Angebot ausschlagen.
Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass mein Gegenüber mich als Person ablehnt. Er oder sie mag einfach in diesem Moment mein Besuchs-Geschenk nicht haben.
Dieser Gedanke ist hilfreich: nicht ich als Person werde abgelehnt, sondern das, was ich in dem Moment repräsentiere.

Man könnte sich als Hilfsmittel zum Beispiel aus dem eigenen Fundus einen Schal oder anderen Gegenstand anziehen, der nur für die Besuche da ist. Nach dem Besuch legt man den Schal oder Gegenstand dann ab.
Und mit ihm die schlechten Gefühle, die man vielleicht nach einem Besuch mit zugeschlagener Tür bekommen hat. Ganz bewusst wird dies getan – ich brauche diese Erfahrung nicht mit in meinen Alltag zu nehmen. Ich darf mich davon lösen.
In Ihrer Besuchsgruppe sollten Sie dann über Ihre Erfahrungen sprechen. Achten Sie gemeinsam mit Ihrer Leitung darauf, dass dafür genügend Zeit bleibt.
Wenn Sie noch Fragen haben oder Unterstützung brauchen, dann sprechen Sie uns gern an. Wir sind für Sie da!
Herzliche Grüße
Heike Zeeh
Sozialarbeiterin und Fachberaterin für Besuchsarbeit im Rheinland